Apfelhaut

Ich trage deine Feuchte in mir
deinen Klebstoff
dein Extrakt,
das du im Treiben letzter Nacht
in mich gepflanzt hast.

Heut Früh
spür ich dich in mir drinnen,
immer noch frisch
wie gestern
wahr dich auf
als ein Gefäß
eine Urne
unsrer vermischten Flüssigkeit.

Du weißt nicht,
wie es ist,
am morgen danach
jemanden tief in sich zu tragen
mit sich zu führen
vom ersten Tropfen Lust
hin zur letzten Nachgeburt,
wie denn das ist,
wenn Leben in dir wächst,
das mit Liebe und mit deinem Körper
du ernährst, bis dass es ein
vollkommen Kind.

Du weißt nicht, wie es ist,
das Gefühl, etwas in dir zu tragen,
mit dir, in dir beschlossen,
bis es blutig, schreiend, lautend
aus dir hervortritt
als eigen Zellgebirge,
Seelenhaufen,
mit Armen, Beinen, Augen,
Haaren, Lippen,
Vulva, Penis,
artikulierend sich
um diese Welt.

Und wenn es nicht selbst Mensch wird,
dann bleibt es als Gefühl,
da unter deinem Herzen,
ewig in dir,
ewig da.

Du weißt es nicht,
vielleicht werd‘ ich es ebenso nicht wissen
doch heute,
heute spür ich in mir,
ganz deutlich
wie es ist.

Und heute Früh denk ich dabei an Äpfel.
An einen,
der innerlich, vom Kern her, langsam abfault,
die Konsistenz verliert, sich aufweicht,
braun wird äußerlich,
und innen drinnen
langsam sich zersetzt.

Die Apfelhaut, sie hält,
hält dicht, und spannt sich über
diese Ansammlung von Gärgut,
dampft außen zu
nur leichten Fäulnisatem ab,
so süßlich – säuernd,
der verrät, dass unterhäutlich
tausendfach Leben neu entsteht
in Zellteilung und Breiigkeit
und Flüssigkeit und Feuchte
und faulbraunrotem Schleim.

Sogar der Apfel weiß,
wie es geschieht,
dass Leben wächst in ihm.
Sogar der Apfel weiß,
wie es ist, grün zu sein,
vom Baum zu fallen
und dabei Kreisläufe zu schließen.

Sogar der Apfel weiß,
ich trage deine Feuchte in mir.

 

©www.kommvorzone.com

 

Autor: kommtvor

liebt leben lachen luft lumen lust und loslassen

Hinterlasse einen Kommentar